Dienstag, 10. Februar 2015

Konsum - eine Selbstkritik

Ich benutze das Wort "Konsum" ständig, zumeist negativ, aber bevor ich mich selbst diesbezüglich reflektieren kann, wollte ich zu erst einmal wissen, was das Wort eigentlich bedeutet.
Konsum kommt von dem lateinischen Wort consumere = verbrauchen.
Es bezeichnet also eigentlich nur den Verbrauch von Gütern.
Güter sind auch Nahrungsmittel, also ist der Konsum bis zu einem gewissen Grad völlig legitim und notwendig...
Schwierig wird es erst, wenn wir nicht aus Notwendigkeit, sondern aus purer Lust oder Bedürfnisbefriedigung konsumieren.

Wo zieht man die Grenze?

Ich bin gerade in einer Lebensphase angekommen, in der ich jegliche Art von Konsum, den ich betreibe sehr kritisch beäuge, ich stelle mir also bei jeder Kaufentscheidung mehrfach die Frage, ob ich dies oder jenes wirklich brauche und wie sehr ich es brauche und ob dieses "brauchen" nicht doch nur ein Bedürfnis befriedigen soll, dass mit der Sache, die ich kaufen möchte rein gar nichts zu tun hat.

Ein Beispiel:

Kurz vor Weihnachten hatte ich einen Zahnarzttermin, dort hat mir mein Zahnarzt gesagt, dass ich unter der Volkskrankheit Paradontitis - im Volksmund "Paradontose" - leide.
Nun, der Begriff Volkskrankheit hat mich nicht beruhigt.
Ich war wütend.
Auf meinen Vater, der mir die Veranlagung vererbt hat.
Auf meine Mutter, die mir ihre perfekten Zähne nicht vererbt hat.
Auf mich, die ich einfach nicht genug für meine Zahngesundheit getan habe.

Was ist der logische Schluss?
Häufiger putzen, regelmäßig Zahnseide nutzen, Mundspülungen etc...

Was habe ich getan?
Als erstes mein Zungenpiercing rausgenommen... und dann eingekauft.

Neue Zahnseide, falls die alte in ferner Zukunft mal leer wird, Interdentalsticks... und Zahnbürsten, Zahnbürsten, Zahnbürsten.

Vorgestern hab ich dann unsere Vorratsschublade aufgeräumt und festgestellt, dass ich nun 16!!! vorrätige Zahnbürsten habe.
Das "brauch" niemand!

Warum also kaufe ich so viele Zahnbürsten?
Die Zahnbürstenindustrie wird nicht von heute auf morgen aufhören zu produzieren und mich und meine schlechten Zähne sich selbst überlassen.

Ich habe Angst.
Paradontose macht mir Angst.

Zahnbürsten kaufen hilft mir in soweit, dass ich das Gefühl habe, noch ein bisschen Kontrolle zu haben - denn wer viele Zahnbürsten hat, der kann auch viel Zähne putzen, der hat automatisch gesunde Zähne.

Blödsinn.

Ich bin also seit längerem in der Phase angekommen, in der ich defnitiv nicht mehr wahllos und unbedacht konsumieren möchte... Dennoch kaufe ich 16 Zahnbürsten, obwohl ich nur 1 pro Monat brauche... Wenn ich also die allerletzte Zahnbürste benutzen würde, hätte ich immer noch 4 Wochen Zeit Nachschub zu besorgen. 4 Wochen!


Was lerne ich für mich daraus?
Der Weg aus meinem persönlichen Konsumjungle ist noch sehr sehr weit.
Ich möchte und werde ihn gehen, denn grundsätzlich hat sich mein Einkaufsverhalten, bis auf einige zwanghafte Hamsterkäufe, schon sehr verbessert.
Gehören wir doch schon seit langem zu den Menschen, die keine Plastiktüten mehr um ihr Obst und Gemüse packen, damit an der Kasse alles an Ort und Stelle bleibt.
Zu den Menschen, bei denen jede unter Zeitdruck stehende Kassiererin Schweißausbrüche bekommt, weil wir 10 Kiwis kaufen, die sich wahllos im Einkaufswagen und dann auch auf dem Band tummeln, einfach hin- und herkullernd.
Auch verwenden wir keine Plastiktaschen mehr, um den Einkauf zu transportieren.

Ich gehöre zu den Menschen, die sich selbst höchstwahrscheinlich nie genug sein werden, aber trotzdem weiß ich, wie wichtig es ist sich auch mal die Sachen vor Augen zu führen, die man schon geschafft hat, die einem schon in Fleisch und Blut übergegangen sind...

Der Weg ist weit, der Berg ist hoch, aber die Ökos sind nicht mehr aufzuhalten :)